Was schenkt man einem Menschen, dem man eigentlich nichts mehr schenken kann? In diesem Monat hätte mein Großvater Geburtstag. Mein Großvater, der schon sechzehn Jahre fehlt.

Und desto älter ich werde, desto stärker wird dieses Gefühl, dass er fehlt: Immer wieder erwische ich mich bei der Frage, was er wohl sagen würde. Ob er verstanden hätte, was aus mir geworden ist? Ob er traurig gewesen wäre, wütend? Oder ob er einfach nur für mich da gewesen werde, dieser weißhaarige Magier mit den kunstfertigen Händen, die aus unscheinbaren Hölzern und Wurzeln Drachen, Hexen und Gnome machte?

Was schenkt man einer Erinnerung?

Ich habe lange darüber nachgedacht und mich schließlich dazu entschieden, ihm wenigstens symbolisch ein Geschenk zu machen. Ein Stein, auf den ich folgende Zeilen auf Sindarin, einer der beiden elbischen Sprachen aus Tolkiens „Herr der Ringe“ geschrieben habe:

I∙geven, ristannen, lachannen i∙venel. I∙gorf na dannen vi∙girith amarth. Si dortham erib, geweiniannen na∙naur. Naman hebich, estel sí na i∙veth naid bain?

Or∙fuin ban rada  Anor ar elin uidorthar. Ú-pedithon i∙aur  terpannen  a novaer ‘nin∙elin. Thar∙fuin tíron calad, thar∙guruth cuil.

“I∙theryn! I∙theryn  anglennol…”

(Die Erde ist geborsten, entflammt der Himmel. Der Ring ist in die Kluft des Schicksals gefallen. Hier verbleiben wir alle, umgeben von Feuer. Wie hast du noch Hoffnung, hier am Ende aller Dinge?

Über allem Dunkel zieht die Sonne ihre Bahn und weilen ewig die Sterne. Ich will nicht sagen, der Tag sei vorbei, und den Sternen Lebewohl. Jenseits des Dunkels erschaue ich Licht, jenseits des Todes Leben.

„Die Adler! Die Adler kommen…“

)

 

Ich glaube, das hätte ihm gefallen – meinem persönlichen Gandalf.